Es ist eines der markantesten Einzeldenkmäler der Stadt Münnerstadt und es bietet
schon seit geraumer Zeit im oberen Bereich einen nicht unbedingt einladenden Anblick.
Immer wieder einmal mussten Teile des Jörgentores saniert werden, vor allem die
oberen Stockwerke, die aus Fachwerk bestehen. Als vor gut drei Jahren Holz- und
Putzteile aus großer Höhe zu Boden fielen, wurden erst einmal Netze angebracht und
eine Holzkonstruktion am Fußweg errichtet, damit Autofahrer und Fußgänger die
wichtige Anbindung zum Karlsberg mit den Schulen gefahrlos passieren können.
Danach haben Mitarbeiter des Ingenieurbüros Federlein Architekten und des Büros
Schlicht Lamprecht Architekten den Turm unter die Lupe genommen und nach Lösungen
gesucht. Ihnen stand auch der Münnerstädter Diplom-Restaurator Stefan Lochner zur
Seite, der im Jahr 2007 das Jörgentor umfassend untersucht und die Ergebnisse in
einem Bericht zusammengefasst hatte.
Zwei Mauern errichtet
In der Innenseite der Westfassade sind Risse aufgetreten. Im Jahr 1982 wurden innen
hinter dem Fachwerk zwei neue Mauern errichtet, von denen man zunächst annahm,
dass sie nicht mit dem eigentlichen Fachwerk verbunden sind. Ein Irrtum, wie sich
herausstellte. Beide Mauerwerke sind miteinander verzahnt worden. Laut Expertise führt
das bei äußeren Einwirkungen wie Wind zu unterschiedlichen Verformungsverhalten,
wodurch Risse entstehen. So kann Wasser in die Konstruktion eindringen, das nicht wie
sonst üblich aufgenommen werden kann. Dadurch entstehen Schäden.
Und die sollen jetzt beseitigt werden. Bis tatsächlich mit den Arbeiten begonnen werden
konnte, ist einige Zeit ins Land gegangen. Das lag unter anderem an der aufwendigen
Planung, außerdem musste ein passendes Zeitfenster für den Gerüstaufbau gefunden
werden. Denn das Jörgentor ist eine Engstelle zwischen der Altstadt und dem Karlsberg
mit den Schulen, weshalb eine Vollsperrung möglichst in den Ferien erfolgen sollte. Nun
werden die Osterferien dafür genutzt. Die bauausführende Firma hat zunächst einen
Schutz für Fußgänger errichtet, diese können das Jörgentor also jederzeit problemlos
passieren.
Die entstandenen Verzögerungen haben ihren Preis. War Bürgermeister Michael Kastl
noch vor einem Jahr von Kosten in Höhe von rund 560.000 Euro ausgegangen, so wird
derzeit mit etwa 700.000 Euro kalkuliert. Das hängt hauptsächlich mit den
Preissteigerungen der letzten Zeit zusammen. Ein Problem dabei: Die Stadt bleibt auf
den Kosten weitgehend alleine sitzen. Es ist zwar eine geringe Förderung möglich,
Zuschüsse über das Städtebauförderungsprogramm gibt es nicht, dafür wäre eine
Nachnutzung möglich.
Nachnutzung sehr schwierig
Der Stadtrat hat aber entschieden, das Jörgentor einfach zu sanieren, damit es die
nächsten Jahre wieder hält. Eine Nachnutzung würde sich nämlich aufgrund des
fehlenden zweiten Fluchtweges sehr schwierig gestalten. Im Gespräch gewesen war
schon vor einigen Jahren eine Metalltreppe, die außerhalb des Turms in den
Jörgentorpark führt. Wie sich das umsetzen lassen soll und was das kosten würde, blieb
bei diesen Überlegungen völlig offen. Michael Kastl sprach sich nach seiner Wahl
vehement für eine baldige Sanierung ohne Nachnutzung aus, damit die Schäden nicht
noch größer und die Sanierung dadurch noch teurer wird, und der Stadtrat sah es
schließlich genauso.
In den letzten Jahrzehnten hatte sich der Rhönklub-Zweigverein Münnerstadt um das
Jörgentor gekümmert, es zunächst innen aufwendig ausgebaut und als Vereinsheim
genutzt. Ob es auch nach der Sanierung zumindest teilweise von den Wanderfreunden
genutzt werden kann, muss noch abgeklärt werden, sagt der Bürgermeister dazu. Ein
Übernachten über den Dächern der Stadt, so wie es früher bei Feiern und im
Ferienprogramm möglich war, wird es jedenfalls nicht wieder geben.
Baustelle für ein Jahr
Das Gerüst wird während der Osterferien aufgestellt, danach wird die Jörgentorgasse
wieder für den Verkehr geöffnet. Es kann allerdings sein, dass immer wieder einmal eine
Vollsperrung nötig ist, hauptsächlich in den Sommerferien. Die Arbeiten sollen bis zum
nächsten Frühjahr andauern, das Gerüst wird nach der derzeitigen Planung in den
Osterferien 2023 zurückgebaut, wobei die Jörgentorgasse dann noch einmal voll
gesperrt wird.
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